Chancen nutzen in diesen Zeiten
Über den Umgang mit Unsicherheit, Unplanbarkeit und Ängsten
Ende Februar wurde eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann Stiftung (Durchführung 2019) bei deutschen Führungskräften veröffentlicht, die zusammengefasst ergab: „Ein Drittel aller deutschen Manager steckt in der Krise“ (Zitat aus Spiegel Online 28.2.2020). Bei näherer Betrachtung der Ergebnisse zeigt sich außerdem, dass rund 50% der Befragten ihre Führungswirkung als deutlich suboptimal ansahen. Wie mag diese Statistik heute ausfallen, 2 Corona-Krisen-Monate später?
Der Harvard-Business-Manager titelt im April „Stark bleiben“ und rät zu Souveränität und Klugheit. Durchaus sinnvoll, wer wollte das bestreiten? Aber wie? Meine Beobachtung und Erfahrung ist, dass die aktuelle Situation eines noch viel klarer macht, als es durch VUCA und den rasenden technologischen Fortschritt sowieso schon spürbar war: Der Umgang mit Unsicherheit, Unplanbarkeit und Ängsten wird zukünftig der entscheidende Erfolgsfaktor für Führungs-Kraft und Führungs-Wirkung.
Es erscheint unbestreitbar, dass Sicherheitsstreben, Planungsgläubigkeit und (unbewusste) Verdrängung/Flucht nicht mehr als Führungsstrategien funktionieren werden. Meine Überzeugung: Das Einzige, was noch Sicherheit bietet, ist der konstruktive Umgang mit Unsicherheit. Das Einzige, was Planbarkeit ersetzt, ist der flexible Umgang mit Unplanbarkeit. Das Einzige, was Ängsten ihre kraftraubende Wirkung nimmt, ist ein bewusster Umgang mit ihnen. Diese etwas zuspitzenden Thesen finde ich beruhigend, da sie Lösungen aufzeigen, auch für moderne Führungsarbeit.
Und hier genau liegt die Chance, die Führungskräfte aus der Corona-Krise ziehen können: Sich mutig und bewusst Unsicherheit, Unplanbarkeit und Ängsten zu stellen und die dafür erforderliche Persönlichkeitsentwicklung anzugehen. Um einen gesunden Umgang damit zu finden, was diese Herausforderungen in mir auslösen und darauf passende individuelle Selbstführungsstrategien zu finden. Um dadurch das Beste in mir als Führungskraft für diese „ver-rückten“ Zeiten herauszuholen und alle Ressourcen und Handlungsoptionen zu nutzen. Um die alten Rezepte und gewohnten Muster durch gelassenes, flexibles, veränderungsbereites und mutiges, und damit "starkes" Handeln zu ersetzen.
Auf dieser stärkenden Selbstwahrnehmung und Selbstführung kann dann auch Führungs-Beziehung neu aufbauen. Denn Mitarbeiter/innen werden natürlich weiterhin nach Sicherheit, Planbarkeit und Angstfreiheit rufen, das ist ja nur menschlich. Das können aber weder Führungskraft noch Unternehmen in der gewohnten Form bieten, das ist wahrscheinlich für alle Zeiten vorbei, was einen sehr elementaren Change ausmacht.
Abschließend in eigener Sache: Mache ich mir deshalb angesichts der derzeitigen Umsatzeinbrüche Sorgen um meine geschäftliche Zukunft? Nein, denn obige Themen sind seit 10 Jahren genau "meine" spezifische Kompetenz im Coaching und sie sind wichtiger denn je. Aber haben mich meine Ängste wieder gepackt in den letzten Wochen und mich maximal herausgefordert? Na klar, denn alte Muster sind beharrlich und sie erfordern ein ständiges „Dranbleiben“ an der eigenen Weiterentwicklung als (Führungs-)Persönlichkeit. Aber, das ist durchaus reizvoll und kann viel Freude bereiten.
Bleiben Sie gesund!